Quelle: CRM “zeckenübertrsgbare Krankheiten”, März 2022, Prof. Dr. Tomas Jelinek
Die Zecken sind eine Ordnung der Milben, die der Überordnung Parasitiformes zugeordnet werden. Sie gehören zur Klasse der Spinnentiere (Arachnida) und sind vom Stamm her Gliederfüßer (Arthropoda). Alle Arten sind blutsaugende Ektoparasiten an Wirbeltieren, darunter auch dem Menschen.
Vektoren der zeckenübertragbaren Krankheiten
Lebenszyklus der Zecken
Je früher das Stadium der Zecke, um so kleiner sind auch die Wirte, Während Larven mehr kleinere Tiere wie Mäuse oder Igel als Wirt haben findet man die Nymphen überwiegend bei Füchsen und Hasen und die adulten Zecken bei Großwild und Menschen. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass man bei Menschen alle Entwicklungsstadien der Zecke finden kann. Über Vögel kann die Zecke auch über weite Strecken verbreitet werden.
Andocken an den Wirt
Von der Nomenklatur her spricht man beim Andocken von einem Zeckenstich und nicht von einem Zeckenbiss. Mit ihren Mundwerksägen “sägen” sie sich durch die Haut und treffen dabei auf Blutgefäße. Im Sekret der Zecke befindet sich ein Anästhetikum, was den Schmerz verhindert. Weiterhin bewirkt das Sekret eine Abdichtung der Wunde, es fördert die Thrombozytenaggregation. Während sich die FSME-Viren in den Speicheldrüsen befinden und sofort beim Stich übertragen werden halten sich die Borrellien im Magen-Darm-Trakt der Zecke auf und benötigen für ihre Aktivierung erst eine Blutmahlzeit.
Prädilektionsstellen sind Kniekehlen, Kopf, Genitalbereiche und Achselhöhlen — also dort, wo man leicht schwitzt. Deshalb sollte man zum Schutz gezielt an diesen Stellen Repellentien aufbringen.
Erkrankungen durch Zecken übertragen
Rickettsiosen — Fleckfieber
Beim Zeckenbissfieber handelt es sich in erster Linie um eine Reisekrankheit, in Deutschland kommen die Erreger bzw. Vektoren noch nicht vor. Pathognomonisch ist der Eschar. Es ist also eine Blickdiagnose, die dann auch sofort entsprechend behandelt werden sollte. Der serologische Nachweis dauert 6 — 8 Wochen. Darauf sollte man nicht warten, bevor man therapiert. Therapie der Wahl ist Doxycyclin 200 mg über 2 Wochen. Unbehandelt endet die Erkrankung in 10 — 40 % tödlich. Ein frühzeitiger Behandlungsbeginn ist entscheidend für den Verlauf.
FSME
Das FSME-Virus ist ein Flavivirus, was in Wildtieren lebt und über Schildzecken übertragen wird. Es gibt mehrere Varianten und 3 Subtypen. Auch bei den Zecken unterscheidet man zwei Arten.
In Deutschland ist die Verbreitung eher im Süden und Osten (Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen). Generell ist es aber möglich, dass die Erkrankung in ganz Deutschland vorkommen kann. Auf den Karten sieht man schon im Laufe der Jahre eine Bewegung in Richtung Norden. Risikogebiete werden anhand von Fallzahlen ausgerufen. Man kann im Vergleich zu 2015 gut erkennen, wie aus wenigen Fallzahlen mehr wurden und neue Risikogebiete entstanden — zum Beispiel an der Grenze zu Tschechien.
Die Übertragungswege sind unterschiedlich und werden in der Abbildung unten beschrieben.
Beim Zeckenstich werden die Erreger, die sich in den Speicheldrüsen der Zecke befinden, direkt in den Körper abgesondert — die Ansteckung erfolgt also unmittelbar nach dem Stich.
Die Zeckensaison beginnt im April, hat den Höhepunkt im Juni / Juli und endet im Oktober / November.
Die Krankheit braucht nach Infektion bis zu zwei Wochen, um in Erscheinung zu treten. Nach einer Fieberphase von ca. 1 Woche vergehen 3 Wochen ohne Symptome bis dann neurologische Störungen auftreten können. Die Risikoabschätzung auf dem rechten Bild zeigt, dass es nur in 1 — 2 % zu schweren Verläufen kommt, wovon fast 95 % vollständig ausheilen, in 3 — 10 % Restsymptome verbleiben und in 1 — 2 % das Ganze einen tödlichen Verlauf nimmt. Zecken sind in weniger als 1 % mit dem FSME-Virus infiziert.
Gegen die Infektion gibt es eine sehr effektive Impfung, die nach Grundimmunisierung mit 3 Impfdosen laut Hersteller alle 3 — 5 Jahre aufgefrischt werden soll. Die Wissenschaft geht aber bei einer Grundimmunisierung von einer Immunität aus, die mehr als 10 Jahre besteht — also die Boosterabstände eher deutlich höher legt.
Borreliose
Borrelien gehören zur Familie der Spirochäten. Spirochäten sind aktiv bewegliche, schraubenförmige, gramnegative Bakterien mit zwei Zellmembranen und relativ wenigen Windungen oder Umdrehungen. Sie haben einen Durchmesser von etwa 0,3 Mikrometern und können 10 bis 20 Mikrometer lang werden. Zur Fortbewegung setzen sie umhüllte Flagellenbündel ein. Die Zusammensetzung der Zellwand bzw. der äußeren Membran verändert sich je nach Phase des Infektionszyklus. Ein kennzeichnendes Lipoprotein in der äußeren Menbran ist das OspA, was für den Entwicklungsansatz eines Impfstoffes eine Rolle spielt.
Man unterscheidet mehre Arten von Borrelien mit verschiedenen Membranantigenen OspA ST1 bis ST6. In Amerika gibt es überwiegend nur Borrelia burgdorferi (ST1), während in Europa mehrere Arten präsent sind.
Überträger in Europa ist überwiegend der gemeine Holzbock, während in Amerika die Schildzecke die Borrelien überträgt.
Die Hauptinfektionszeit ist abhängig vom Überträger, der wie bei der FSME einen Schwerpunkt in den Monaten Juni / Juli / August hat. Das Vorkommen in Deutschland konzentriert sich mehr auf die Osthälfte, wo bei man feststellen muss, das Borreliose lediglich in den neuen Bundesländern meldepflichtig ist und daher auch mit mehr Fallzahlen im Westen gerechnet werden muss. Die Dunkelziffer ist hier sicherlich höher.
Drei Zeckenarten ( B. burgdorferi, B. afzelii und b. garnii) machen nachweislich eine Lyme-Borreliose mit unterschiedlichen Ausprägungen an Gelenken, Gehirn und Haut.
Pathognomonisch für eine Infektion mit Borrelien ist das Erythema micrans.
Für eine Therapie einer späten Borreliose ist das Berliner Schema sehr erfolgreich.
Wie schon erläutert wird nach einer Blutmahlzeit durch Veränderung von Temperatur und pH OspA in OspC umgewandelt, was eine Penetration in die Speicheldrüsen und damit eine Übertragung auf den Menschen möglich macht. Die Idee bei einer Impfung ist, dass man das Immunsystem gegen OspA sensibilisiert und Antikörper gebildet werden. Beim ersten Saugakt docken diese Antikörper an das OspA in der äußeren Membran an und inaktivieren die Borrelien. Somit ist eine Umwandlung in OspC und damit eine Übertragung auf den Menschen nicht mehr möglich. Die Borrelien werden in der Zecke inaktiviert.
Zum Schluß noch einige Informationen und Verhaltensregeln beim Befall mit einer Zecke. Ein Ansatz wäre auch, Doxycyclin 200 mg in einer Einmaldosis zur Prophylaxe nach Zeckenstich zu geben. Amerikanische Studien zeigen hier gute Ergebnisse.
Beim Entfernen der Zecke die Pinzette direkt über der Haut (nicht am Zeckenkörper) ansetzen und die Zecke entfernen. Wenn der Stachel in der Haut bleibt ist das ungefährlich.Dieser Teil kann nicht infizieren und wird mit der Zeit von der Haut abgestoßen und kann so leicht entfernt werden.